Bitcoin. Nicht Kryptowährungen. Nur Bitcoin.
Bitcoin wird oftmals in einen Topf mit Kryptowährungen geworfen. Das ist aber falsch. Es gibt fundamentale Unterschiede, wie auch der aktuelle Niedergang einer Krypto-Börse zeigt.
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Vor nunmehr 14 Jahren hat Satoshi Nakamoto das Bitcoin Whitepaper veröffentlicht. Damals verstanden noch nicht viele den Wert dieses Papers. Heute sieht es anders aus. Nicht nur hat Bitcoin die Welt im Sturm erobert, Satoshi hat ungewollt auch den Grundstein für den Aufbau der Krypto-Industrie gelegt. Seit dieser Erfindung wurden über 20'000 "andere" Kryptowährungen auf den Markt gebracht, die aber nichts mehr mit Bitcoin und dessen Alleinstellungsmerkmalen zu tun haben. Im Gegenteil, die Firmen im Krypto-Universum sind mit unglaublich grossen operativen, strukturellen und betrügerischen Risiken verbunden.
Und genau das ist diese Woche wiedermal eindrücklich bewiesen worden.
TLDR - Alles was du wissen musst in weniger als 60 Sekunden
- Zweitgrösste Krypto-Börse, FTX, wurde innert kürzester Zeit insolvent
- Nummer eins, Binance, ist Auslöser des Niedergangs und möchte FTX übernehmen
- Die zentralen Bitcoin Mantras "Bitcoin. Not Crypto." und "Not your Keys. Not your Coins." haben wiedermal eindrücklich ihre Wichtigkeit unter Beweis gestellt.
- Bitcoin und Kryptowährungen sind fundamental anders. Bitcoin hat das Potenzial Basis-Layer des künftigen geldpolitischen Systems zu werden. Kryptos sind bestenfalls Anteile am künftigen Erfolg von Firmen, normalerweise Casino-Spiele und im schlechtesten (aber doch sehr häufigen) Fall schamlose Betrügereien.
Was ist genau passiert?
Sam Bankman-Fried galt als Musterschüler der Krypto Welt. Er zelebrierte seinen veganen, vermeintlich sehr bodenständigen Lebensstil und gab sich als grosser Spender der demokratischen Partei in den USA. Dafür wurde er u.a. als neuer Warren Buffet von den Medien gefeiert. Das Vermögen des knapp 30 Jährigen wurde von Forbes auf über USD 18 Mrd. geschätzt. Wie kam er dazu?
SBF, wie er sich auch auf Twitter nennt, gründete 2017 die Krypto Trading Firma "Alameda Research". Die Trading Strategie war primär der so genannte Arbitrage Handel. In der damals noch ineffizienteren Krypto Welt gab es Preisunterschiede verschiedener Tokens auf den unterschiedlichen Plattformen. Aus der Trading Strategie wurde ein so genannter Market Maker. Diese stellen Liquidität auf den verschiedenen Plattformen sicher, d.h. sie kaufen/verkaufen gleichzeitig und verdienen lediglich Geld an dem kleinen Unterschied zwischen Kauf- und Verkaufs-Preis. Alameda Research wurde schnell zur Nummer eins unter den Krypto Trading Firmen.
Aus dem Erfolg von Alameda Research gründete SBF die Handelsplattform FTX im 2019. Diese ist insbesondere bei professionelleren Tradern beliebt. Auch hier schien SBF und seinem Team ein kometenhafter Aufstieg zu gelingen. Die Plattform wurde innert kürzester Zeit zur zweitgrössten Krypto-Börse weltweit mit täglichen gehandelten Volumen von mehreren Milliarden USD. FTX wurde dann auch im Januar diesen Jahres mit sagenhaften 32 Milliarden USD bewertet. Nicht dass die Credit Suisse noch wirklich ein Massstab ist, aber das ist ungefähr 3x so viel Wert wie sie. Innert knapp drei Jahren.
So weit, so wahnsinnig. Doch was ist jetzt das Problem? FTX musste am Dienstag dieser Woche ankündigen, dass sie durch Binance übernommen werden. Ein Not-Verkauf erster Klasse. Sie haben nicht genug Liquidität um die Abflüsse der User auszuzahlen. Quasi wie 2008, als plötzlich viele Leute Geld von der UBS wollten. Die hatten aber gar nicht alles Geld zur Verfügung und der Staat musste absichernd einspringen. Hier sprang dann halt ein Konkurrent ein.
Dies nur 2 Tage nachdem der CEO von Binance selber in einem Tweet ankündigte, dass sie die hauseigenen Tokens von FTX (FTT genannt und teilweise 80% im Minus) abstossen werden. Sie hätten einige Unregelmässigkeiten in der Zahlungsfähigkeit von Alameda Research und FTX gesehen und ausserdem habe FTX hinter ihrem Rücken gegen sie Stimmung gemacht. Alles etwas kompliziert und (noch) sehr undurchsichtig. Die grandiose Makro Analystin Lyn Alden hat das treffend mit einem McDonalds Beispiel zusammengefasst:
In der Bitcoin Szene wurde nicht erst seit dem Niedergang von Celsius, BlockFI, 3AC und anderen Anfang des Jahres vor Krypto und diesen Modellen gewarnt. Beispielsweise durch Cory Klippsten, dem CEO von Swan Bitcoin oder Caithlin Long, der CEO der Custodia Bank mit ihrem legendären Spruch "burn it all down".
Nicht weiter verwunderlich sieht man sich jetzt darin bestätigt. Die Verluste verschiedener Investoren, insbesondere auch Kleininvestoren werden in die Milliarden USD gehen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird es aber noch weitere Kreise ziehen, da die Krypto-Firmen sich immer auch gegenseitig Geld ausleihen. Das heisst, es werden vermutlich noch einige ihre Kredite nicht bezahlen können und der Markt wird wohl noch lange volatil bleiben.
Leider konnte sich Bitcoin da noch nicht genug abkappseln. Das Verständnis ob der Unterschiede scheint noch nicht gross genug zu sein im Markt. Warum sollte aber so ein Fiasko bei Bitcoin nicht passieren können und was hat es mit diesem "Not your keys. Not your Coins." auf sich?
Wieso das bei Bitcoin nicht passieren kann
Bitcoin wird fälschlicherweise immer noch oft in den gleichen Topf geworfen wie all diese anderen Coins, wie oben bspw. mit FTT. Das ist aber falsch. Bitcoin ist das Protokoll mit der längsten Historie, der höchsten Dezentralität und der fairsten Struktur. Um nur mal drei elementare Vorteile aufzuzeigen. Einer der Wichtigsten Vorteile ist aber das komplette Entfallen des Gegenparteirisikos.
Und da kommt das Mantra "Not your Keys. Not your Coins." her. Das heisst frei übersetzt, hältst du nicht deine eigenen Schlüssel, gehört dir der Coin nicht. Bitcoin ermöglicht es einem, den Vermögenswert zu halten, ohne Gegenparteirisiko einzugehen. Wenn man Bitcoin auf einer Börse hält (bspw. obenstehend FTX, Coinbase, Kraken oder irgendwelche andere), dann sind das eben keine wirklichen Bitcoin. Das heisst, man hält keinen direkten Schlüssel. Es sind lediglich Versprechungen der Börsen, dass sie dir den Gegenwert des momentan Bitcoin Preises bei Bedarf auszahlen. Wenn sie insolvent sind, spielt das keine Rolle mehr. Genau gleich wie bei Banken im traditionellen Finanzsystem.
Und genau aus diesem Grund hört man an allen Ecken und Enden immer wieder, dass man Bitcoin von den Börsen weg auf sogenannte Cold Wallets verschieben sollte. Mit einem Cold Wallet hat man von überall direkten Zugriff auf die Bitcoin Timechain. Kein Intermediär, keine konfiszierende Regierung und keine plötzlichen Spekulationskapriolen stehen dazwischen. Lediglich 12 Wörter (dein privater Schlüssel), die man sich merken resp. aufschreiben muss und schon sind die Eigentumsrechte gesichert.