Geldpolitik als wichtigster Schweizer Erfolgsfaktor
Die Geldpolitik der SNB ist ein elementarer Erfolgsfaktor für die Schweiz. Der Schweizer Franken galt lange als sicherer Hafen weltweit. Damit wird die Basis für eine eine prosperierende Volkswirtschaft geschaffen.
Die Schweizerische Nationalbank hat den Leitzins um die erwarteten 0.25% angehoben. In den Medien wurden primär kurzfristige Folgen, wie bspw. höhere Hypothekarzinsen, thematisiert. Leider werden diese Medienberichte der tatsächlichen Wichtigkeit der Geldpolitik nicht gerecht.
Das Glück und Privileg in der Schweiz aufzuwachsen haben nur Wenige. Die Schweiz bietet nicht nur wunderschöne Natur, sondern auch hohe Sicherheit, eine gut funktionierende Wirtschaft - und damit grossen Wohlstand - und eine allgemein gesunde Gesellschaft. Je nach politischer Couleur werden dafür verschiedene Erfolgsfaktoren genannt. Neutralität, Föderalismus, gutes Bildungssystem, direkte Demokratie und sowohl gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Offenheit sind die Gängigsten. Und wohl auch alle in irgendeiner Form korrekt.
Der wichtigste Erfolgsfaktor der Schweiz geht aber oft vergessen. Die Geldpolitik der Schweiz zeichnete sich lange durch Bindung an Gold, Unabhängigkeit von Politikern und damit durch einen starken Franken aus.
Wir zeigen heute auf, wieso genau diese Geldpolitik zentral für den Aufstieg der Alpenrepublik war, welche Vorteile "hartes Geld" mit sich bringt und was auf dem Spiel steht.
TLDR - Alles Relevante in weniger als 60 Sekunden
Die Schweiz ist eines der wohlhabendsten Länder weltweit. Einer der Hauptgründe ist die strikte Geldpolitik der Vergangenheit.
Der Schweizer Franken war die weltweit am längsten an Gold gebundene Währung. Diese Deckung wurde erst im Jahr 2000 aufgelöst. Damit ist die Erfahrung mit einer frei druckbaren Währung noch sehr überschaubar.
Eine harte Währung stärkt die Wirtschaft, fördert innovatives Unternehmertum und schützt die arbeitende Bevölkerung.
Leichte Währungen auf der anderen Seite sind primär für die, die nahe am Gelddrucker sitzen, d.h. Banken, Politiker und die Finanzindustrie, lukrativ. Die arbeitende Bevölkerung zahlt den Preis durch Inflation.
Bitcoin fixes this. Die härteste, durch niemanden manipulierbare, digitale Währung widersetzt sich genau all diesen negativen Effekten des einfachen Geldes.
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Schweizer Franken mit der längsten Golddeckung
Vor dem 1. Mai 2000 war der Wert des Schweizer Frankens (CHF) an Gold gekoppelt. Zumindest teilweise. Während des 20. Jahrhunderts war die SNB verpflichtet, die sich im Umlauf befindenden CHF mit Gold abzusichern. Damit wurde sichergestellt, dass die SNB nur Geld drucken kann, wenn sie dafür einen Teil Gold kauft. Im Jahr 2000 wurde diese Deckung aufgehoben. Der Ruf des CHF als sicherer Hafen hallt bis heute nach, wenn auch merklich schwächer als noch vor 20 Jahren.
Die schrittweise Verwässerung des CHF
1865-1934: Im Zuge der Währungsunion mit Frankreich, Belgien und Italien wurde vereinbart, dass die jeweiligen Landeswährungen mit 1 Einheit = 0.290322 Gramm Gold hinterlegt werden.
1936: Während sich die anderen, oben genannten, Länder bereits früher von dieser Bindung verabschiedeten, musste schliesslich auch der CHF aufgrund der der grossen Depression um 30% abgewertet werden. Fortan war der CHF noch mit 0.20322 Gramm Gold hinterlegt.
1945: Die Schweiz tritt dem Bretton Woods System bei und bindet künftig den CHF an den USD. 1 CHF entspricht in der Folge 4.32795 USD oder 0,203125 Gramm Gold.
1971 (wtfhappenedin1971.com): Die USA geht de-facto Konkurs, beerdigt das Bretton Woods System und informiert die Länder, dass sie die Golddeckung des USD nicht mehr aufrecht erhalten können. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat aber immer noch die rechtliche Verpflichtung, alle sich im Umlauf befindenden CHF mit mindestens 40% Gold zu hinterlegen.
1992: Die Schweiz tritt dem Internationalen Währungsfonds (IWF) bei und erklärt sich bereit, die Golddeckung des CHF zu reduzieren (Anmerkung: Was vom IWF zu halten ist, wird in dieser dreiteiligen Serie aufgearbeitet).
1999: Am 26. September schliessen 15 europäische Zentralbanken, darunter die SNB, ein Abkommen über Goldverkäufe ab.
2000: Die Goldunterlegung des Schweizer Frankens wird vollständig aufgehoben, und die Schweiz führt eine flexiblere Wechselkurspolitik ein. Von diesem Zeitpunkt an wird der Wert des CHF ohne jegliche Bindung an Gold gehandelt.
Bis im Mai 2005 wurden die Goldreserven auf 20% der Vermögenswerte der SNB (ca. 1'290 Tonnen) reduziert. Heute sind wir noch bei 1'040 Tonnen, was lediglich noch ca. 6% ihrer Bilanz entspricht.
💡 Damit reiht sich der CHF ab dem Jahr 2000 in eine Reihe mit praktisch allen anderen Fiat Währungen ein. Als weltweit letzte verlässt der CHF den Pfad der harten Währung, als Fels in der Brandung und als sicheren Hafen. Fortan baut auch der CHF lediglich noch auf dem Vertrauen in die SNB und deren Bilanz.
Nun hat die SNB in den letzten 20 Jahren trotzdem noch einen besseren Job gemacht als ihr Pendant aus der EU. Aber dieser Benchmark ist auch unterirdisch schlecht.
Wie viele Schweizer Franken wurden tatsächlich gedruckt
Kurz nach der Abkehr der Gold Anbindung im Jahr 2000 stieg die Gesamtmenge an CHF. Die Notenbankgeldmenge M2 umfasst das gesamte Bargeld, Einlagen auf Girokonten und kurzfristige Sparanlagen bei Banken und anderen Finanzinstituten einer Volkswirtschaft.
Wirklich dramatisch stieg die Geldmenge allerdings erst ab dem Jahr 2008.
Wieso wurde ab 2008 so viel CHF gedruckt?
In erster Linie aufgrund der desolaten Währungspolitik der europäischen und amerikanischen Notenbanken. Und dem Fakt, dass Banken am Laufmeter kollabierten. Kollabierten im übrigen grösstenteils wegen zu grossen Risiken in den Büchern, welche wiederum aufgrund von zu günstigem Geld eingegangen wurden.
Die jeweiligen Volkswirtschaften wurden dadurch in noch nie da gewesenem Ausmass durch billiges Geld "stimuliert". Sowohl Politiker als auch Notenbanker konnten schalten und walten, wie es gerade passte. Der nicht mehr vorhandene Zwang zur Vernunft durch einen harten, nicht manipulierbaren Rohstoff wie Gold, zeigte seine Wirkung.
Mit dem Resultat, dass die Bevölkerung das Gefühl hat, alle würden reicher. Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien steigen rasant im Buchwert.
Aber niemand fragt nach der Werthaltigkeit der anderen Seite dieser Gleichung.
Bis schlussendlich die Inflation auch bei den Konsumentenpreise angelangt. Dann horchen alle auf und fragen sich, wie das alles passieren konnte. Als Erklärung werden die spektakulärsten Ausreden herbeigezogen. Saifedean Ammous, Autor des Buchs the Bitcoin Standard, führt dazu einen "lustigen" Twitter Thread:
Dabei ist es so viel simpler. Wert in einer Volkswirtschaft wird nur durch die arbeitende Bevölkerung geschaffen. Und nicht durch das Drucken von Geld.
Der Philosoph und Ökonom, Hans-Hermann Hoppe, erklärt das hier sehr einfach:
Vorteile einer harten Währung
Den direkten Kausalzusammenhang zwischen der Geldpolitik und dem Wohlstand der Schweiz zu beweisen, ist sehr umfangreich. Ich beschränke mich deshalb hier auf ein paar - teilweise durchaus auch stark vereinfachte - Vorteile einer harten Währung:
Politik einschränken: Politikerinnen und Politiker haben den Anreiz, über die Verhältnisse zu leben. Das gilt für linke und rechte Anliegen. Im internationalen Kontext finde ich diesbezüglich das Argument mit dem Krieg am Treffendsten. Ohne günstiges Geld wären so lange und kostspieligen Kriege nicht mehr möglich.
Cantillon Effekt reduzieren: Der Cantillon Effekt zeigt auf, dass Geld drucken überproportional denen hilft, die nahe bei ebendiesem Drucker sitzen. Also Banken, Politikern und der ganzen Finanzindustrie. Je weiter weg, das heisst je mehr arbeitende Bevölkerung, desto mehr sind die schlimmen Folgen spürbar. Eine harte Währung schützt die Zeit und Energie der arbeitenden Bevölkerung.
Konsum einschränken: Sparen wird lukrativ. Die Zeitpräferenz wird länger. Das heisst, Leute kaufen weniger Schrott und mehr Qualität. Man überlegt sich zweimal, ob es sich lohnt, Geld auszugeben oder doch lieber zu sparen. Man überlegt sich länger, ob man einen Artikel wirklich braucht und wenn ja, dann bevorzugt man bestehende Qualität. Ein Alltagsbeispiel dieser Entwicklung sind die Möbel. Unsere Grosseltern hatten einen Tisch für 30 und mehr Jahre. Heutzutage werden qualitativ schlechte Möbel nach wenigen Jahren verschrottet.
Umwelt schützen: Als Folgeeffekt des Punkt 3 kommt dann dementsprechend der Effekt auf den Umweltschutz. Nichts belastet die Umwelt so sehr wie der menschliche Überkonsum.
Effiziente und innovative Wirtschaft aufbauen: Und hier kommt der grosse Vorteil der Schweiz des 20. Jahrhunderts zum Zug. Günstiges Geld schafft Zombiefirmen. Das heisst, Firmen überleben viel zu lange mit zu günstigen Krediten. Hartes Geld zwingt dazu, sich weiterzuentwickeln und schlank aufgestellt zu sein. Es fördert Unternehmertum - viel erreichen mit wenig Geld. Das ist weltweit, bspw. Deutschland vs. Italien vor dem Euro oder Venezuela vs. Chile in Südamerika, zu beobachten. Langfristig erfolgreiche Volkswirtschaften bauen auf stabilem Geld.
Last but not least - hartes Geld ist fair: Es gibt nur einen Grund, warum früher eine Familie mit einem Verdiener ein Haus kaufen konnte und heute braucht es zwei Einkommen um über die Runden zu kommen. Ein Haus zu kaufen kann der Mittelstand sowieso vergessen.
Günstiges Geld hat den Reiz der kurzfristigen Befriedigung. Langfristig zahlt es immer die Bevölkerung durch die verdeckte Steuer Inflation.
Dass die Schweiz also zu den weltweit erfolgreichsten, innovativsten und lebenswertesten Ländern gehört kommt nicht von ungefähr. Die Gründe sind in der langjährig harten Währung und der vergleichsweise starken Unabhängigkeit der Nationalbank von der Politik zu suchen.
Schauen wir, dass das so bleibt.
Luzius Meisser und Fabio Andreotti forderten die SNB auf, einen Teil ihrer Währungsreserven in Bitcoin zu halten. Das wäre ein guter Schritt zurück zur monetären Unabhängigkeit und einer stabilen, harten Währung.