KW16: Russland und China handeln Energie mit Bitcoin und UST 10y steigt wieder stark an
14. - 20. April 2025 | Die relevantesten Bitcoin News für diese Woche
Das Berglinde Briefing gibt es auch in Englisch. Ihr findet es hier.
Grüezi miteinander und einen grandiosen Start in die Woche,
Die letzte Woche war wiederum nichts für schwache Nerven. Grosses hin und her an den Märkten aufgrund von kommenden und gehenden Zöllen, geopolitisches Säbelrasseln und grundsätzlich sehr viel Drama. Das lässt natürlich auch Bitcoin nicht kalt. Während wir beim Verfassen des letzten Briefings noch beeindruckt waren von Bitcoin’s Resilienz gegenüber den Marktturbulenzen, wurden wir diese Woche wieder etwas mehr auf den Boden der Realität geholt. Wenn auch im historischen Vergleich sehr bescheiden, hat sich Bitcoin dennoch etwas mit den Marktschwankungen mitreissen lassen. Aber eben, viel weniger als auch schon und wir bleiben deshalb dabei und sehen das als Zeichen der Maturität des Assets.
Doch nun wieder zurück zum Wesentlichen, was sind die wichtigsten News diese Woche:
Worüber wir heute sprechen
News Flash: VanEck sieht Welthandel abgewickelt in Bitcoin und Schwedischer Politiker möchte Bitcoin als Staatsreserve halten
Institutional flows: Abflüsse haben diese Woche wieder zugenommen
Graph of the Week: UST 10y mit dem relevanten Signal
Meme of the Week: Unabhängiges Denken bleibt ein rares Gut
Flash 1: De-Dollarization schreitet voran – Bitcoin als neutraler Handelsanker?
🌍 Internationale Handelsabkommen ohne US-Dollar nehmen zu – BRICS+ Staaten forcieren eigene Zahlungsinfrastrukturen.
💰 Bitcoin wird als neutrale, zensurresistente Abwicklungs-Infrastruktur diskutiert, insbesondere bei geopolitischen Spannungen.
📈 Kapitalflüsse in Bitcoin als geopolitischer Absicherungsmechanismus könnten zunehmen – VanEck sieht strukturellen Rückenwind.
Der Bericht von VanEck beleuchtet, wie eine mögliche Rückkehr von Trump mit neuen Zöllen und geopolitischen Spannungen die globale Entdollarisierung beschleunigen könnte. Staaten wie China, Indien und Russland treiben bereits Alternativen zum USD voran – Bitcoin wird dabei nicht mehr nur als spekulatives Asset, sondern als strategisches Settlement-Asset betrachtet. VanEck sieht darin einen langfristigen Katalysator für den Bitcoin-Preis. Gemäss Matthew Sigel, Head of Digital Assets Research des Investment-Riesen, hätten Russland und China bereits angefangen, Energie in Bitcoin zu handeln.
BERGLINDE'S TAKE: Die grundsätzliche Richtung erwarten wir tatsächlich auch so. Insbesondere aufgrund der geopolitischen Spannungen suchen Länder verzweifelt nach einer neutralen und sicheren Abwicklungs-Infrastruktur. Mit dem Ausschluss von Russland aus dem SWIFT-System und der Konfiszierung der US-Staatsanleihen hat die USA gezeigt, dass sie bereit sind, das Finanzsystem als Waffe einzusetzen. Dass das Spuren hinterlässt und die Suche nach Alternativen verstärkt, ist verständlich. Doch welcher Infrastruktur soll man sonst vertrauen? Da kommt Bitcoin als neutrales, zensurresistentes und sehr sicheres Netzwerk gelegen. Wir sehen allerdings noch nicht, dass solche Transaktionen im grossen Stil stattfinden und werden die Entwicklung weiter beobachten.
Flash 2: Abgeordneter fordert schwedische Nationalbank auf, Bitcoin als Währungsreserve zu halten
🏛 Schwedischer Parlamentarier fordert BTC in den Devisenreserven – erste politische Initiative dieser Art in Skandinavien.
🇸🇻 Verweis auf El Salvador und US-Strategie – USA haben unter Trump bereits eine "Strategic Bitcoin Reserve" beschlossen.
🔄 Bitcoin als Bestandteil finanzieller Resilienz – Bitcoin zeige jeden Tag, wie es die finanzielle Resilienz fördert und einem Land langfristig helfen kann.
Rickard Nordin, Mitglied des schwedischen Parlaments, bringt mit seiner offiziellen Anfrage Bitcoin als Bestandteil nationaler Währungsreserven ins Spiel. Während die schwedische Zentralbank BTC bisher ablehnt, spiegelt die Initiative einen globalen Diskurs wider: Von El Salvador, über die USA bis nach Asien und Europa wächst das Interesse, Bitcoin strategisch einzusetzen. Schweden könnte zum Testfall für Bitcoin in europäischen Staatsbilanzen werden.
BERGLINDE'S TAKE: In der Bitcoin Community werden solche Meldungen teilweise grösser gemacht als sie tatsächlich sind. Und es wäre vermessen zu behaupten, wir würden schwedische Politik im Detail verstehen. Allerdings ist es natürlich ein gutes Zeichen, dass ganz grundsätzlich mehr und mehr Politikerinnen und Politiker die Opportunitäten rund um Bitcoin erkennen und verschiedene Initiativen lanciert werden.
Bitcoin-ETFs mit deutlichen Abflüssen – Marktstimmung kippt
In der vergangenen Woche verzeichneten die US-Spot-Bitcoin-ETFs signifikante Nettoabflüsse. Besonders am 8. April 2025 kam es zu einem Gesamtabfluss von rund USD 326 Millionen, wobei der iShares Bitcoin Trust (IBIT) allein einen Abfluss von USD 252,9 Millionen meldete. Auch der Grayscale Bitcoin Trust (GBTC) setzte seinen negativen Trend fort und verzeichnete am 10. April einen Abfluss von 44,6 Millionen US-Dollar. Diese Entwicklung deutet auf eine kurzfristige Zurückhaltung und Versunsicherung aufgrund der Zollpolitik institutioneller Investoren hin.
WICHTIGER HINWEIS: Ein aufmerksamer Leser hat uns darauf hingewiesen, dass wir fälschlicherweise die Grayscale (GBTC) Minusposition in der Vergangenheit als AUM rapportierten. Das ist insofern falsch, als dass GBTC vor dem allgemeinen Start der ETF am 11. Januar 2024 bereits mehr als 600k Bitcoin in ebendiesem Trust verwaltete. Seither ist aufgrund der unattraktiven Preispolitik praktisch nur Geld in andere ETF geflossen. Aber es ist natürlich dennoch korrekt, dass wir da nicht bei 0 starteten. Das haben wir jetzt korrigiert. Danke an dieser Stelle nochmals für den Hinweis!
USA möchten Schuldzinsen drücken – Markt reagiert mit Gegenbewegung
Donald Trump und der Finanzminister Scott Bessent streben offenbar - und verständlicherweise - aktiv eine Senkung der Renditen für die 10-jährigen US-Staatsanleihen (UST 10y) an. Ziel: Wachstumsimpulse setzen und die Kosten der Staatsverschuldung eindämmen. Die Zinsen sind über die letzten vier Jahre kontinuierlich von weniger als 1% Zinsen auf die jetzigen ca. 4.4% gestiegen. Durch die massive Verschuldung der USA (mehr als USD 36 Billionen Staatsverschuldung) ist das natürlich ein zentraler Wert für die Gesundheit des US-Staatshaushalts. Erste Marktbewegungen deuteten tatsächlich auch auf sinkende Renditen hin.
Doch dann die Kehrtwende:
Nach der Ankündigung neuer US-Zölle schoss die Rendite der UST 10y sprunghaft wieder nach oben. Der Markt preist offenbar steigende geopolitische Risiken und inflationäre Effekte ein - genau das Gegenteil von Trumps Intention.
Es ist davon auszugehen, dass die Regierung Trump weiterhin mit aller Macht versuchen wird, diese Zinsen zu drücken. Der Druck auf die Notenbank und ggf. auch QE (Quantitative Easing resp. Anleihenkäufe durch die Notenbank) wieder zu starten dürfte sehr gross sein.
Mögliche Ursachen für den Anstieg:
🇨🇳 China als grösster UST-Holder könnte sich zurückziehen, um geopolitisch zu reagieren oder die eigene Währung zu stützen.
📉 Vertrauensverlust in die US-Fiskalpolitik angesichts steigender Defizite und politischer Eingriffe.
🛡️ Flight-to-safety ausbleibend – Investoren fliehen nicht mehr automatisch in USTs bei Unsicherheit.
Fazit:
Der Versuch, die Zinsen zu drücken, könnte ins Gegenteil umschlagen - mit weitreichenden Folgen für Kapitalmärkte, Schuldentragfähigkeit und auch Bitcoin als "outside money". Es ist sowieso ein sehr guter Grundsatz bei Marktturbulenzen die Kreditmärkte zu beobachten und nicht die Aktienmärkte. Da spielt die Musik und das Beobachten dieser Märkte zeigt jeweils sehr schnell auf, ob/was sich ändern wird oder wo der Schuh drückt.
In der Bitcoin Welt ist man ob dieser Entwicklung nicht weiter erstaunt. Die weit über die Bitcoin Welt sehr respektierte Makro Analystin, Lyn Alden, schreibt in ihrem Buch Broken Money und im Blog regelmässig darüber. Sie ist der festen Überzeugung, dass nichts um eine weitere gigantische Liquiditäts-Sprize herumführt. Die Politik kann gar nicht mehr anders, als mit der ständigen Abwertung der Fiat-Währungen zu reagieren. “Nothing stops this train”, wie sie mittlerweile zu ihrem Markenzeichen gemacht hat.