Trump liest Coprnic
Apple versteckt das Bitcoin Whitepaper auf allen Geräten und Trump sieht den USD in Gefahr. Dies und weitere spannende News im heutigen Coprnic Newsletter.
Grüezi miteinander und einen guten Morgen aus Zürich,
Ok ok, der Titel stimmt vielleicht nicht. Vielleicht aber auch schon - man kann ja nie wissen. Was aber sicher stimmt, ist dass er sich in die Reihe vieler vermeintlicher Qualitätsmedien stellt. Aufmerksamkeit und Klicks um jeden Preis. Wen kümmern schon Fakten? Komplett aus der Luft gegriffen ist er ja nicht. Trump hat nämlich genau am Tag der Veröffentlichung des letztwöchigen Coprnic Newsletters eine Rede gehalten mit praktisch identischem Inhalt. Mit sehr viel Fantasie kann man daraus einen Zusammenhang drehen.
Mit ähnlich viel Fantasie hat sich dann auch die New York Times einen Artikel zum Thema Bitcoin und Energie zusammengeschustert. Ein weiteres peinliches Kapitel in der Geschichte der faktenfreien Berichterstattung rund um Bitcoin.
Und schliesslich gibt es noch ein paar Crypto Blogs, welche ebenfalls spektakuläre Schlüsse ziehen. Sie schwadronieren, Steve Jobs sei Satoshi Nakamoto, weil Apple das Bitcoin Whitepaper auf allen Macbooks versteckte.
Doch der Reihe nach - um was geht es bei den drei Stories rund um Bitcoin und die fantasievolle Auslegung der Fakten:
TLDR - Alles Relevante in weniger als 60 Sekunden
- Trump sieht den USD durch die geopolitischen Veränderungen in Gefahr.
- Er sagt richtigerweise, dass der Verlust des Status als globale Reservewährung die grösste Niederlage der USA während den letzten 200 Jahre wäre.
- Die New York Times veröffentlicht einen weiteren, mit nachweislich falschen Aussagen gespickten, Beitrag zu Bitcoin.
- Riot Platforms, nimmt die NYT daraufhin aufs Korn und landet einen Twitter Hit.
- Auf jedem Apple Computer ist das Bitcoin Whitepaper versteckt. Um es zu öffnen, muss man "open /System/Library/Image\ Capture/Devices/VirtualScanner.app/Contents/Resources/simpledoc.pdf" im Terminal eingeben.
Anzahl Wörter: 940, Lesezeit ca. 4 Minuten 50 Sekunden (plus ein paar Minuten Videos)
Trump mit einer Brandrede zum Untergang des USD
Letzte Woche haben wir den Newsletter "USD auf der Intensivstation?" veröffentlicht. Dabei ging es darum, inwiefern die USA vom USD als globale Leitwährung profitieren und wie ebendieser im Begriff ist, diesen Status zu verlieren. Wie erwähnt, hat sich Trump in einer Rede zu genau diesem Fakt geäussert:
Wie wir alle wissen, nimmt es auch Trump nicht immer ganz genau, wenn es um Fakten geht. So lässt er natürlich hier geflissentlich weg, dass mitunter auch seine Präsidentschaft zur starken Abwertung des USD geführt hat. Die Gelddruckmaschine lief sowohl unter demokratischer als auch unter republikanischer Führung auf Hochtouren.
Mit dieser Analyse in der obigen Rede wird er aber mit grosser Sicherheit Recht behalten. Der USD ist tatsächlich auf der Intensivstation und der Wegfall des Sonderstatus als globale Reservewährung würde den USA massiv schaden.
Damit wir hier aber nicht die Trump-Reflexe einiger Leser triggern, hier noch ein äusserst spannender Beitrag von CNN zu genau dieser amerikanischen Herausforderung.
Das Problem ist offensichtlich erkannt und man darf über die nächsten Schritte der Weltmacht gespannt sein.
NYT mit einem weiteren politisch motivierten Bitcoin Artikel
Am 03. Juli 2011 hat die New York Times das erste Mal zum Thema Bitcoin berichtet. Damals lag der Preis bei rund USD 10. Seither folgten unzählige Artikel der ehemaligen Qualitätszeitung. Gemeinsamer Nenner aller Beiträge ist, dass sie politisch motiviert und faktisch falsch sind.
So auch der neuste Artikel "The Real-World costs of the Digital Race for Bitcoin". Kurz nach Erscheinen des Artikels hat der Preis pro BTC wieder die USD 30k geknackt. Zum einen ist natürlich die offensichtlich immer grösser werdende Irrelevanz solcher Artikel erfreulich. Zum Anderen ist aber auch wichtig zu wissen, dass man als Leser der NYT über 12 Jahre falsch informiert wurde und damit den Preisanstieg der erfolgreichsten Geldanlage in dieser Zeit verpasste.
Die Kurzfassung des Artikels ist:
Bitcoin ist schlecht und niemand braucht es
Bitcoin verschmutzt die Umwelt
Bitcoin erhöht die Energiekosten in Texas und belastet die Infrastruktur
Aufgrund von Bitcoin Mining verlieren viele Leute ihren Job
Uralter Wein in alten Schläuchen quasi. Alles Themen, die schon tausend mal thematisiert wurden und schon tausendmal als faktisch falsch bewiesen wurden. Diesmal fokussiert auf Texas - dem US Bundesstaat mit der liberalsten Energiepolitik.
Ich habe vor einigen Monaten über Bitcoin und den Energieverbrauch geschrieben. Dabei habe ich aufgezeigt, dass die Argumentation "Energieverbrauch = schlecht" falsch ist und dass Bitcoin vielmehr der Nr. 1 Treiber für den Ausbau erneuerbarer Energien sein wird.
Riot Platforms, eines der grössten Bitcoin Mining Unternehmen, hat sich in zweierlei Arten dazu geäussert. Einmal seriös und einmal zum lachen:
Lustige Anekdote noch dazu: Dieser User hat bewiesen, dass die NYT das Titelbild manipuliert und mit inexistentem Smog dünkler gemacht hat.
Für die Interessierten, Pierre Rochard geht in diesem Podcast detailliert auf den NYT Bericht ein:
Apple versteckt Bitcoin Whitepaper auf allen Geräten
Falls du diesen Artikel auf einem Macbook oder einem Mac liest (ab MacOS 10.14), dann teste Folgendes:
Öffne das Terminal: entweder mit Klick auf das "Launchpad" oder mit der Tastenkombination "command + Leertaste". Anschliessend gibst du "Terminal" ein.
Da kopierst du den folgenden Text rein: open /System/Library/Image\ Capture/Devices/VirtualScanner.app/Contents/Resources/simpledoc.pdf
Eines der wichtigsten Dokumente der letzten 15 Jahre sollte jetzt erscheinen
Warum das so ist? Keine Ahnung. Zwei Gerüchte werden momentan rumgereicht:
Steve Jobs ist der Erfinder von Bitcoin, Satoshi Nakamoto
Apple wird (oder ist bereits) gross in Bitcoin einsteigen
Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist beides Schwachsinn. Erstens war Satoshi am Anfang noch sehr aktiv an der Bitcoin Entwicklung beteiligt und tritt immer wieder in Foren in Erscheinung. Als zuerst gesunder, dann aber auch als schwer kranker, Apple CEO dürfte Jobs die Zeit dazu gefehlt haben. Zweitens war Steve Jobs wohl unternehmerisch brilliant, ein genialer Vermarkter und ein Design Genie - aber er war kein Entwickler, geschweige denn Kryptograph oder Cypherpunk. Erstes Gerücht können wir also knicken.
Zweites Gerücht ist zwar eine aufregende Vorstellung. Doch obwohl der Apple CEO, Tim Cook, bereits 2021 bestätigte, privat Bitcoin zu halten sieht die Realität wohl anders aus. Der CFO von Apple wird kaum gesagt haben, "hey lasst uns doch ein paar Milliarden USD in Bitcoin investieren, die SEC und die Öffentlichkeit nicht informieren, aber stattdessen packen wir eine Überraschung auf alle Geräte". Dieses Gerücht können wir also ebenso knicken. Vorerst noch zumindest.
Die realistischste Erklärung ist wohl, dass sich ein Entwickler der Applikation "virtual scanner II" einen Spass erlaubte und das pdf als Testdokument hinterliess.
Sehr trivial also - aber lustig allemal.