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Danke für die spannenden Ausführungen Phil und Congrats zum Relaunch von Berglinde! Ich sehe einige Punkte etwas anders:

Sun Microsystems: Wie du richtig ausgeführt hast, hatte das Unternehmen keine Zukunft, sass aber auf einem Berg von Cash, mit dem sie operativ keine Rendite erwirtschaften konnten. Mit dem Investment in BTC eines Grossteils der Bilanzsumme hat das Unternehmen implizit auch den Unternehmenszweck angepasst, der heutige Börsenwert ist durch die BTC Investments getrieben und nicht durch den ursprünglichen Unternehmenszweck. Das ist nicht mehr ein Halten von Reserven, sondern die ganze Firma hat heute den Charakter eines öffentlich gehandelten Hedgefunds und nicht mehr den der ursprünglichen Software- und Hardwarefirma.

Bei Block ist der Case fundmental anders gelagert als bei SMC: hier werden nicht Firmenreserven investiert (und damit impliziert dass man im Kerngeschäft nicht mehr wachsen kann), sondern ein kleiner Anteil der Gewinne wird einbehalten und systematisch in BTC investiert. Den Ansatz finde ich spannend, da die Mittel operativ nicht gebraucht werden sondern alternativ ausgeschüttet und damit aus dem Unternehmen ausgeschüttet würden.

Fair-value Accounting: Halte ich für sehr problematisch. Die Gewinne und Verluste von Firmen mit substanziellen BTC Anteil werden damit von der Kursentwicklung des BTC getrieben, die operative Effizienz wird nebensächlich. Das ist auch aus volkswirtschaftlicher Sicht insofern problematisch, dass die marktbereinigende Funktion der Börse wegfällt (Kapital sollte da investiert werden, wo operativ am meisten Wert geschaffen werden kann - Spekulation auf Kursanstiege ist ein volkswirtschaftliches Nullsummenspiel!). Zudem ist bei solchen Firmen mit extremen Ergebnisschwankungen zu rechnen, was wiederum für die Kapitalmärkte nicht gut ist.

Bei nicht börsennotierten Firmen in der Schweiz ist die steuerliche Auswirkung nicht unerheblich: schütte ich das Geld aus und investiere privat, ist der mögliche Kursanstieg steuerfreier Kapitalgewinn. Investiere ich stattdessen Unternehmensvermögen, zahle ich auf dem erzielten Gewinn Unternehmenssteuern - beim erwähnten fair-value Ansatz sogar auf Buchgewinne, das heisst, der Cash, um die Steuern zu bezahlen, ist unter Umständen gar nicht da.

Last but not least, Thema Illiquidität: BTC ist zwar täglich handelbar und damit eigentlich liquide. Aufgrund der hohen Volatilität besteht jedoch trotzdem die Möglichkeit, dass ich das investierte Kapital kurz- bis mittelfristig nur mit hohen Kursverlusten verkaufen kann - das heisst, ich kann wirklich nur Geld investieren, das ich eigentlich in der Firma nicht mehr brauche, weil mir die Phantasie fehlt, wie ich es operativ, für M&A, etc, einsetzen kann. Und da ist dann halt wirklich die Frage, warum schütte ich es nicht einfach aus und jeder Aktionär entscheidet selber, ob er in BTC oder in andere Assets investieren möchte.

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Danke dir vielmals für den Kommentar, Tobi. Sehr geschätzt! Gibt mir auch immer wieder eine andere, kritischere Perspektive. Zu deinen Punkten:

1. Es wäre MicroStrategy, nicht Sun Microsystems. Einverstanden, es ist jetzt mittlerweile tatsächlich ein proxy für die Bitcoin Kursentwicklung, das meinte ich auch mit der offensiven Strategie. Keine Zukunft ist etwas übertrieben. Es war bis im 2020 eine Firma mit mehr als 1'000 Mitarbeitern und EBITDA von > USD 100m pro Jahr. Das ist schon nicht so schlecht ;-). Sie konnten einfach nicht mehr so schnell wachsen, wie der USD gedruckt wurde. Trotzdem bin ich einverstanden mit deiner Kernaussage, Saylor hat auch explizit jetzt immer gesagt, dass offensichtlich ein sehr grosses Interesse an Bitcoin von institutionellen Investoren besteht, die aber durch ihren Investmentzweck keine Möglichkeit gehabt hätten (dürfen nur in Bonds, nur in Aktien etc. investieren). Sie boten diesen an, indem sie den Unternehmenszweck anpassten - was offensichtlich sehr erfolgreich war.

2. Einverstanden bei Block. Sie haben eine Initialinvestition aus dem Treasury getätigt und jetzt ist eine Verwendung des Gewinns.

3. Das sehe ich klar anders. Es ist nicht an dir/mir zu sagen, was gut/schlecht ist für den Markt. Das definiert der Markt. Gewisse Marktteilnehmer mögen Volatilität (weil durch Rendite vergütet), andere nicht. Gewisse Marktteilnehmer investieren in Substanz, andere in operatives Wachstum. Ein Unternehmen kann grundsätzlich über die Erfolgsrechnung oder die Bilanz wachsen. Eine Immobilienfirma ist je nach dem auch von der Substanz ihrer Immobilien abhängig, nicht nur von den Immobilienbewirtschaftungs-Gebühren. Fallen die Immobilienpreise, wird auch der Aktienpreis dieser Firma fallen. Klar, bei Bitcoin ist es (aktuell noch) volatiler, substanziell ist es aber dasselbe. Wem die Volatilität nichts ausmacht, der wurde in der Vergangenheit stark belohnt => mit einem Anlagehorizont von >4 Jahren hast du sogar enorm starke Substanz in der Bilanz. Aber klar, für kfr. Spekulation ist es "schwierig".

4. Klar, Steuern sollte man im Auge behalten als Unternehmen. Ist aber dasselbe mit allen Vermögenswerten.

5. Volatilität ≠ Liquidität. Wer Vola schlucken kann, trifft auf eine Anlage, welche 24/7 höchst liquide ist. Das hat a priori nichts miteinander zu tun. Klar, Kapital kannst du an die Aktionäre ausschütten. Aber wieso nicht in der Unternehmung belassen und die Bilanz dadurch stärken? Du wirst sagen, ja Bitcoin Kurs kann auch runter gehen. Fakt ist aber - nochmals :-) - alle, die einen Horizont von min. vier Jahren hatten, haben massiv von einer viel stärkeren Bilanz profitiert.

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